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Warum die neue Legislaturperiode mehr verlangt als Verhandlungsgeschick und Kompromissfähigkeit – Einordnung aus Sicht der Pflanzenzüchtung


Die Bundestagswahl ist vorbei und die politische Landschaft ist in Bewegung. Die neue Legislaturperiode beginnt inmitten globaler Umbrüche und nationaler Spannungen – in einer Dichte, wie sie seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht vorgekommen ist. Der Klimawandel zeigt seine Wucht, internationale Lieferketten stehen unter Druck, gesellschaftliche Erwartungen an Nachhaltigkeit und Teilhabe wachsen – und der Ruf nach technologischer Souveränität wird lauter.

Diese Parallelität von Krisen und Transformationsdruck macht die nächsten Jahre zu einer Bewährungsprobe für das politische und wirtschaftliche System – auch in Deutschland. Die zentrale Frage ist, ob es der neuen Bundesregierung gelingt, nicht nur auf akute Herausforderungen zu reagieren, sondern aktiv langfristige Strategien zu entwickeln. Wird es möglich sein, über das Tagesgeschäft hinaus dringend notwendige Strukturen zu schaffen, die auf Dauer tragen und nicht parteipolitischen Programmen zum Opfer fallen?

Die BDP-Vorsitzende Stephanie Franck erläuterte dem jetzigen Bundeskanzler Friedrich Merz auf der Grünen Woche 2025 die Erwartungen der Pflanzenzüchtung an die Politik in der neuen Legislaturperiode.


Nichts ist so beständig wie der Wandel

Wenn von Transformation die Rede ist, wird Innovation schnell zur universellen Antwort. Aber Innovation ist kein Selbstläufer. Sie entsteht dort, wo politisch koordinierte Rahmenbedingungen, wissenschaftlicher Fortschritt, unternehmerische Initiative und gesellschaftliche Akzeptanz ineinandergreifen. Und sie braucht Systeme, die Innovation nicht dem Zufall überlassen – sondern gezielt ermöglichen.

Ein solches System ist das Innovationssystem Pflanze. In einer Welt, in der Ernährungssicherheit, Klimaanpassung und Ressourceneffizienz zunehmend auch zur Überlebens- und Sicherheitsfrage werden, kommt resilienten Pflanzen eine Schlüsselrolle zu. Als strategischer Knotenpunkt im Innovationssystem Pflanze, also zwischen Forschung, Praxis und Markt, kann die Pflanzenzüchtung ihr volles Potenzial aber nur entfalten, wenn die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen. Ohne widerstandsfähige, leistungsstarke und vielfältige Sorten als Basis wird die moderne Landwirtschaft weder produktiv noch nachhaltig sein können.

Zu wenig Aufmerksamkeit für die Pflanzenzüchtung

In der vergangenen Legislaturperiode fehlten klare politische Impulse für die Pflanzenzüchtung. Auch der neue Koalitionsvertrag bleibt hinter den Erwartungen zurück: Zwar ist vielfach von „Transformation“, „Innovation“ und „Zukunftsstrategien“ die Rede – doch die Pflanzenzüchtung wird nicht konkret benannt. Ihre zentrale Rolle für künftige Agrar- und Ernährungssysteme findet bislang kaum Eingang in die politischen Konzepte.

Lediglich bei den neuen genomischen Techniken (NGT) gibt es ein positives Signal. Die Unterstützung eines modernen, wissenschaftsbasierten Rechtsrahmens auf EU-Ebene ist begrüßenswert – und überfällig! Doch neue Techniken allein machen noch keine Zukunftsstrategie. Wer Nachhaltigkeit und Wandel fordert, muss auch deren Voraussetzungen schaffen. Dazu gehören eine breit aufgestellte, leistungsfähige Pflanzenzüchtung – und ein Innovationssystem, das sie trägt. Der Koalitionsvertrag sollte nicht nur technologische Schlagworte bedienen, sondern auch klare Strategien zur Umsetzung formulieren.


Der BDP hat bereits im Januar im Rahmen der Grünen Woche seine Erwartungen an die Politik in der 21. Legislaturperiode veröffentlicht. Im Zentrum des BDP-Forderungskatalogs steht die Forderung, das Innovationssystem Pflanze neu zu denken. In diesem Zusammenhang plädiert der BDP für die Einrichtung einer Leitstelle rund um die Pflanze, die als politisch verankerte Koordinationsinstanz an übergeordneter Stelle fungieren muss.


Eine Leitstelle für das Innovationssystem Pflanze würde genau das liefern, was bislang fehlt: strategische Koordination und politische Sichtbarkeit. Ihre Aufgabe wäre es, die ressortübergreifende Abstimmung zwischen Forschung und Umwelt-, Landwirtschafts- sowie Wirtschaftspolitik zu koordinieren – also dort Brücken zu bauen, wo heute oft noch Parallelstrukturen existieren. Sie könnte dazu beitragen, Ziele, Programme und Förderstrukturen zu bündeln, um Synergien zu heben und die Wirkung staatlicher Investitionen zu erhöhen. Gleichzeitig würde sie den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis stärken und so den Weg vom Labor aufs Feld und schließlich in den Markt beschleunigen. Nicht zuletzt muss eine solche Leitstelle dazu beitragen, einen kohärenten und innovationsfreundlichen Rechtsrahmen zu schaffen, der den Anforderungen der Pflanzenzüchtung und der weiteren beteiligten Branchen gerecht wird. Die bislang erkennbare Zurückhaltung gegenüber einer ineinandergreifenden Innovationspolitik rund um die Pflanze ist ein Versäumnis – mit potenziell langfristigen Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft und den Erfolg der ökologischen und ökonomischen Transformation und damit letztlich auch für die Ernährungssicherheit. Hier besteht Nachbesserungsbedarf. Die kommende Regierung ist gut beraten, die Pflanzenzüchtung nicht am Rand, sondern im Zentrum ihrer agrar-, forschungs- und innovationspolitischen Agenda zu verankern.

Unsere Erwartungen an die Politik

Der BDP-Forderungskatalog enthält konkrete Vorschläge, um die Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Innovationssystem Pflanze zu stärken.

Ulrike Amoruso Eickhorn

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